
Klappernde Töpfe, blitzende Messer, der Kampf um die richtige Temperatur und die beste Herdplatte, zwischendurch einmal hier rühren und dort probieren. Der eigene Rezeptvorschlag zum Leibgericht, Vorspeise, Hauptgang und Dessert, und das jeweils in nur 35 Minuten. Das sind die Herausforderungen für Küchenschlacht-Krieger, wenn sie dann fernsehöffentlich vorkochen wollen.
Sechs kleine Köchelein …
Seit Anfang 2008 lädt auch das ZDF qualifizierte Gäste an den Herd. Wer das Rezepte-Casting der Redaktion (www.kuechenschlacht.zdf.de) überstanden hat, stellt sich dann mit fünf weiteren Mit-Köchen dem Urteil der Promi-Köche. Jeden Tag muss einer der anfangs sechs seinen, respektive ihren Kochlöffel abgeben. Die Kochriege schrumpft dann bis zum Freitag auf zwei und es folgt die große Küchen-Endschlacht. Es winkt dem wöchentlichen Küchenschlacht-Meister der Besuch in einer weiteren ZDF-Kochshow. Bei "Lanz kocht!" wird er/sie zum VIP-Zuschauer, um dann verwöhnt zu werden von den bundesdeutschen Vor-Köchen Johann Lafer - das ist der Österreicher mit den raffinierten Rezepten - und von Horst Lichter - das ist der Zwirbelbart, dessen Essen stets "dat lecker Bierschen" krönt.
Das Fernsehen köchelt
Aktuell werden in der deutschen Fernsehlandschaft 29 Koch-Sendungen serviert. Von fingerschleckenden Kindern bis zum Tütensuppen-Training für Junggesellen ist alles dabei. Und diese Fernsehunterhaltung ist neben den Nachrichten das älteste "TV-Format". Bereits seit 1953 köchelt es in der Flimmerkiste. Vater aller TV-Kochlöffel ist Clemens Wilmenrod (1906 – 1967), der als Hobbykoch im damaligen NWDR (Nordwestdeutschen Rundfunk) alle 14 Tage für 15 Minuten zur besten Sendezeit den Hausfrauen aus der verstaubten Kochbuch-Welt half. Zu seinen Erfindungen gehört der "Toast Hawaii", der seitdem auf keiner Terrassenparty fehlen durfte. Auch das "Päpstliche Huhn" entsprang seiner Fantasie. Er belebte ein altes Rezept, um die strengen katholischen Fastenregeln zu umgehen, indem man für die feinschmeckerischen Kardinäle den Speck und die süßen Früchten einfach im bescheidenen Huhn verschwinden ließ. Daraus machte der Fernsehkoch eine billige und schneller zubereitete Alternative zur Weihnachtsgans. Er zeigte seiner bundesdeutschen „verehrten Feinschmeckergemeinde" (so seine Begrüßung), wie mit etwas Mut aus dem alltäglichen Kühlschrankinnenleben etwas gezaubert werden kann. Seine "Würstchen mit Austern" würden heute auf jeder Speisekarte zum Gourmet-Erlebnis ausgezeichneter Sterneköche aufsteigen.

Im Sternenhimmel der Köche
Der Anfang der Kochsterne liegt auf dem Asphalt. Um 1900 kamen die Werbeprofis des Reifenherstellers Michelin auf die Idee, dass sie um so mehr Reifen verkaufen, desto weiter die noch spärlichen Autobesitzer unterwegs sind. Um ihnen die Asphaltausflüge im wahrsten Sinne schmackhaft zu machen, wurden auf der Grundlage des bestehenden Werkstatt-Wegweisers Restaurants in der französischen Provinz ausgesucht, beschrieben und bewertet. Der "Guide Michelin" verfeinerte sich bis heute zu einem begehrten Spitzenkoch-Verzeichnis.
Ein solcher "Sterne-Koch" ist auch einer der Küchenschlacht-Gastgeber, Alexander Herrmann. Der 41-jährige Chefkoch des seit 1869 im Besitz der Familie befindlichen "Romantik Posthotels" im Frankenwald eilt für jeweils einige Tage nach Hamburg. In der Fernsehküche in Altona werden dann täglich vier Aufzeichnungen hintereinander produziert, in denen er die Kandidatinnen und Kandidaten vorstellt und berät. Fernsehkoch ist er bereits 1997 mit dem Kochduell bei VOX geworden und bundesweit hat er 2006 bei der Olympia-Begleitsendung "al dente" seine Schnellkochfähigkeiten bewiesen, die er nun bei den knappen 35 Herdminuten der Küchenschlacht weitergeben möchte.
Live – in den Kulissen
So lernen dann auch die Küchenschlachtenbummler noch immer etwas dazu. Denn gekocht wird natürlich mit viel Moderation vor Publikum. Die sind dann live als Kulisse dabei. Wer eines der etwa 70 Tickets erworben hat, wird schon vor der Sendung redaktionell "eingebunden". Nicht in weiß, nicht kleinkariert, keine Hüte oder gar T-Shirts mit Botschaften sind erwünscht.
Am 19. und 23. Januar waren es gleich zwei Busse, die mit briOtours sich auf Küchenschlachttour begeben hatten. Jeweils „säuberlich in zwei gleich große Portionen geteilt“, ging es gut eine halbe Stunde vor Aufzeichnungsbeginn ins Studio. Nach der Einlasskontrolle (nix Weißes, nix Kariertes ….) kommt man ins Staunen und der eine oder andere auch ins Schwitzen. Riesenscheinwerfer leuchten die Küchenzeile für die sechs nebeneinander um die Wette brutzelnden Hobbyköche kräftig aus. Dann kommt sofort das "Aufwärm"-Training. Als Publikum soll man lebhaft mitwirken, mindestens ein beherztes Klatschen wird verlangt und das übt dann gleich der "Up Warmer". "Jetzt alle zusammen, Juhuuu, ApplausApplaus". Dann wird man vom Moderator herzlich begrüßt und los geht die Pöttekiekerei. Ton ab, Kamera läuft. Applaus.
Was sich jetzt wie ein einstudiertes Prozedere anhört, ist aber „in Natura“ ein sehr lustiges und unterhaltsames Event, bei dem der Studiogast auch gern mitmacht.

Auf Wiedersehen im Fernsehen?!
Wie die Pöttekiekerei im Besonderen und das Publikum im Allgemeinen aussieht ist dann einige Wochen später zu bestaunen. Die Januar-Gäste flimmern zum Beispiel am Montag 5. und Dienstag 6. März um 14:15 Uhr im ZDF über den Bildschirm. Es wird jedoch nur eine kurze Fernsehgastrolle sein, denn im Mittelpunkt stehen die Köchen – und vor allem der prominente Moderator und sein Juror. Der soll nicht nur etwas vom Kochen verstehen, sondern amüsant plaudern können über Bohnen und Baiser. So geben sich dann unter anderen Kolja Kleeberg, von der wilden Berliner Schickeria und die gediegene Hamburgerin Cornelia Poletto die Studioklinke in die Hand.
Feinschmeckender „Prominator“
Als prominenter Fachkoster war bei diesem Januar-Termin Nelson Müller am Werk. Er hat den Weg vom Waisenkind aus Ghana bis zum Sternekoch auf Sylt vor allem seinem Unterhaltungstalent zu verdanken. Denn singen kann er auch – Blues und Soul. Mit dieser Facette sticht er alle seine Mit-Michelin-Sterne-Kollegen definitiv aus. Seit November 2011 wird Müller in der Liste der europäischen Starköche geführt. Seinem Urteil nun mussten sich die sechs Kandidaten stellen und als feinschmeckender Nominator lag es an seiner Zunge, wer weiterkochen durfte. Da hätte dann vielleicht geholfen, sich auf seinen besonderen Geschmack einer globalisierten Küche ein wenig einzustellen.
- Probieren am Ende der Aufzeichnung ausdrücklich erlaubt!
Runter vom Sofa, ran an den Herd
Nelson Müller - das ist der Koch-Trend: Rezepte aus aller Welt miteinander in Einklang zu bringen. Wer diesen Spagat zwischen schwäbischen Maultaschen und westafrikanischen Kichererbsenbällchen nachkochen möchte, dem sei Nelsons "Meine Rezepte für Body and Soul" empfohlen (ZS Verlag München 2011, 160 Seiten für € 19,95). Wer etwas an Jungköche verschenken möchte, der sollte das von Nelson Müller geförderte Projekt "Im Kochtopf um die Welt" erwerben (Mit Panjo und Emmi von Europa nach Afrika, Amerika, Asien und wieder zurück. Ein Kinderkoch- und Erlebnisbuch. Bo-Bo-Verlag Bochum 2011, 96 Seiten für € 14,95).
Fazit:
Wer einen Tag richtig Spaß haben und auf eine Messerklinge entfernt höchst persönlich Star-Köche erleben möchte, sollte beim nächsten Ausflug zur ZDF-Küchenschlacht dabei sein. Schauen Sie unter den Tagesfahrten nach, wann wir wieder zum "in-die-Töpfe-schauen" fahren.